«Liebe KI, wie geht's dir heute?»
«Der neue KI-Star aus China bringt Silicon Valley ins Schwitzen», «Chinas KI-App DeepSeek erschüttert die Tech-Branche», «DeepSeek, der Schrecken der US-Techgiganten» – das sind nur einige der Schlagzeilen, die nach der Veröffentlichung des KI-Chatbots DeepSeek durch den Blätter- und Onlinemedienwald rauschten. Weshalb diese Aufregung, die sogar zu Kursstürzen an der Wall Street führte? Primär, weil es das chinesische Start-up DeepSeek innerhalb einer vergleichsweise kurzen Entwicklungszeit schaffte, ein konkurrenzfähiges, äusserst effizientes KI-Sprachmodell vorzustellen. Und das mit einem Bruchteil der Ressourcen, die US-Unternehmen wie Open AI oder Google in die Entwicklung von KI investieren.
Wir Nutzerinnen und Nutzer stellen uns aber primär die Frage, für welche Anwendungen sich DeepSeek oder ChatGPT besser eignen. Für was gibt’s diese KI-Chatbots? Genau – um uns exakt Fragen wie diese zu beantworten. Gesagt, gefragt. DeepSeek äussert sich neutral: «Beide Modelle haben ihre Stärken und Schwächen…». Grundsätzlich sei ChatGPT «bekannt für seine Fähigkeit, menschenähnliche Texte zu generieren.» Dementsprechend sei das KI-Tool besonders stark in Aufgaben der natürlichen Sprachverarbeitung. Bei der Beurteilung der eigenen Stärken wählt DeepSeek überraschenderweise immer den Konjunktiv. So «könnte» es sein, dass es in spezifischen Anwendungsfällen wie etwa bei der technischen Unterstützung oder der Datenanalyse besser abschneidet als sein US-Rivale. Und DeepSeek «könnte kostengünstiger und in bestimmten Bereichen fortschrittlicher sein».
ChatGPT gibt sich selbst Bestnoten in «kreativem Schreiben, Problemlösung und allgemeinen Gesprächen». DeepSeek verstehe und generiere dafür Texte mit technischen und wissenschaftlichen Inhalten besser. ChatGPT zieht ein klares Fazit: «Für kreative Aufgaben und Gespräche? ChatGPT – Für technische und datengetriebene Analysen? DeepSeek – Für eine Mischung aus beidem? Ist ChatGPT flexibler.» DeepSeek zieht sein Fazit wie gewohnt im tiefstapelnden Konjunktiv: «ChatGPT ist besser, wenn du eine allgemeine, vielseitige KI suchst, die für eine breite Palette von Aufgaben geeignet ist…; DeepSeek könnte besser sein, wenn es auf deine spezifischen Anforderungen zugeschnitten ist…».
Ja was denn nun? Beim kurzen Praxistext mit den beiden KI-Chatbots fällt auf, dass ChatGPT tatsächlich etwas persönlichere, natürlichere Antworten liefert. Auf die Frage «Liebe KI, wie geht’s dir heute?», heisst es da: «Hey! Danke der Nachfrage – mir geht’s gut! 😊 Und dir? Alles klar bei dir?» Da kommt man sich vor, als hätte man gerade mit einer guten Kollegin gechattet. DeepSeek ist da etwas formeller: «Hallo! 😊 Mir geht es heute gut, danke der Nachfrage! Wie geht es dir? Kann ich dir bei etwas helfen?»
Nett sind sie ja beide, aber die chinesische KI scheint auch bei anderen persönlichen Fragen etwas gehemmter. «Stehst du auf Schlagermusik oder auf Heavy Metal?» DeepSeek: «Als KI habe ich keine persönlichen Vorlieben oder Gefühle…» Davon will ChatGPT allerdings nichts wissen und posaunt mir selbstbewusst entgegen: «…ich würde wohl eher zum Heavy Metal tendieren – die Gitarrenriffs, die druckvollen Beats und die Energie sind einfach unschlagbar! Aber hey, Schlager hat auch seinen Charme…»
Mein persönliches Fazit nach weiteren simultan durchgeführten Testläufen mit den beiden KI-Tools: Es ist Geschmacksache, ob und für was man die Chatbots einsetzen möchte. Solche Fragerunden können aber durchaus bei der Entscheidungsfindung helfen und machen erst noch Spass – besonders, wenn die KI-Tools «schräge» Antworten liefern. Sind Sie selbst noch unsicher, ob und wie Sie KI-Tools nutzen möchten? Die aktuellen Federas-Webinare bieten eine gute Gelegenheit, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen. Der eine oder andere Lacher dürfte garantiert sein.
von Martin Mächler
