Als Gemeinde eine attraktive Arbeitgeberin sein und bleiben
Wann ist eine Gemeinde eine attraktive und moderne Arbeitgeberin? Was bedeutet das in der Zeit des zunehmenden Fachkräftemangels und zögerlichen Digitalisierung der Arbeitsprozesse?
Diesen Fragen ging eine Aargauer Gemeinde im Rahmen einer durch Federas moderierten Klausur des Gemeinderates mit Mitarbeitenden der Gemeindeverwaltung nach.
Die Ergebnisse dieser Klausur zeigen, dass der Lohn und die Nebenleistungen sehr bedeutende, aber nicht die wichtigsten Attraktivitätsfaktoren sind. Deutlich signifikanter sind die Kultur der Zusammenarbeit, gemeinsam gelebte Werte sowie die Sinnhaftigkeit der Arbeit und der Projekte. Ausserdem ist es für die Mitarbeitenden ausschlaggebend für eine Gemeinde zu arbeiten, die in der Region als attraktiv gilt und in der auch während politischer Kontroversen gute Umgangsformen gepflegt werden.
Ein weiterer Punkt, der als sehr wichtig erachtet wird, ist die Führung. Sie trägt dann zur Attraktivität bei, wenn sie wertschätzend und emphatisch, vertrauensvoll und verlässlich ist sowie genügend Gestaltungsfreiraum für die Aufgabenerledigung gewährt. Von der Führung wird ausserdem erwartet, dass die Mitarbeitenden angemessen in die Entwicklungsplanung der Gemeinde und bei der Erarbeitung der Legislaturplanung einbezogen werden. Zur Attraktivität des Arbeitsplatzes gehört es, dass man regelmässig informiert wird, seine Erfahrungen und Ideen einbringen kann und dabei das Gefühl erhält, ernst genommen zu werden. Erwartet werden stets aktuelle Stellenbeschreibungen, klare Aufgaben und Kompetenzabgrenzungen, echte Stellvertretungsregelungen sowie rasche und nachvollziehbare Entscheide über möglichst wenige Stufen. In Teams wird die Leistungsorientierung von allen genauso erwartet wie gute Umgangsformen bei unterschiedlichen Auffassungen sowie der Wille und die Fähigkeit zur Konfliktlösung.
Arbeitnehmer/innen der Verwaltung wünschen sich, hybrid arbeiten zu können. Das bedeutet eine weitgehende, situationsbezogene Wahlfreiheit zwischen fixen Arbeitsplätzen, Homeoffice sowie mobilem Arbeiten. Zudem möchten die Mitarbeitenden weitaus flexiblere Arbeitszeiten als sie heutzutage üblich sind. Neben einer zuverlässigen Informatik und sehr schnellen Netzwerken werden ein reaktionsfähiger First-Level-Support sowie kompetente Super-User-Unterstützungen für Fachapplikationen erwartet. Der ideale Arbeitsplatz, zumindest für die Verwaltung, bietet über alle Jahreszeiten ein angenehmes Klima, ist ruhig, hat genügend frei verfügbare Besprechungs- und Sitzungsräume sowie Rückzugsorte und gemütliche Zonen.
Fazit: Dem Fachkräftemangel kann auch mit der gezielten Steigerung der Arbeitsplatzattraktivität und mit der Grundauffassung begegnet werden, dass die Digitalisierung deutlich mehr Chance als Risiko ist.
Von Guido Grütter