bei Jürg Eberhard und Andreas Hugi
Herr Eberhard, Herr Hugi, Sie treten beide im kommenden Frühling nicht mehr zur Wiederwahl an. Was werden Sie nach so vielen Jahren am meisten vermissen und was überhaupt nicht?
Jürg Eberhard: Durch das Amt ergeben sich ungezählte Begegnungen mit spannenden Menschen, welche ich sonst nicht haben würde. Ich finde die Themenvielfalt eines solchen Behördenamtes ausgesprochen bereichernd. Was ich durch diese Tätigkeit alles lernen konnte, ist unbezahlbar. Gut werde ich auf Aussagen wie «Da hat sich der Gemeinderat nichts überlegt» oder «Die Gemeinde verheimlicht etwas» verzichten können. Transparenz und offene Kommunikation war mir immer ein prioritäres Anliegen. Und nun ja, mit dem anderen Vorwurf konnte ich letztendlich umgehen, weil ich wusste, dass er nicht zutrifft.
Andreas Hugi: Die Zusammenarbeit mit meinen Behördenkolleginnen und -kollegen sowie unseren Kadern und Mitarbeitenden der Schule habe ich in den allermeisten Situationen als sehr bereichernd empfunden und diese werde ich sicherlich vermissen. Es hat Spass gemacht, mit einem starken Team konkret zu einer guten Schule im Dorf beitragen zu können. Was meine Familie, meine Firma und meine Agenda geniessen werden, sind die freien Abende.
Herr Eberhard, Sie sassen während drei Legislaturen im Zumiker Gemeinderat, die vergangenen bald acht Jahre als Gemeindepräsident. Wie bereiten Sie die Übergabe an Ihre Nachfolgerin oder Ihren Nachfolger vor?
Jürg Eberhard: Die Übergabe ist im Vorfeld schlecht planbar, da die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger sowie die Parteien letztendlich über diese Personalie bestimmen. Ein entscheidender Punkt für die tatsächliche Übergabe ist jedoch, wie viel Vorwissen die Nachfolgerin oder der Nachfolger mitbringt. Es ist für mich unvorstellbar, dass eine Person ohne Erfahrung in einer exekutiven Behördentätigkeit direkt das Präsidium übernimmt. Daher war für mich die wichtigste Vorbereitung, ein amtierendes Mitglied des Gemeinderates für die Kandidatur für meine Nachfolge zu motivieren.
Herr Hugi, Sie amteten zwölf Jahre als Zumiker Schulpräsident. Wie stellen Sie den Know-how-Transfer sicher, damit der personelle Wechsel in der Schulführung nach den Erneuerungswahlen im kommenden Frühling möglichst reibungslos verläuft?
Andreas Hugi: Die Schulpflege arbeitet mit einem (virtuellen) Führungsordner, in welchem sämtliche aktuellen Gesetzesgrundlagen, Dokumente und Checklisten nachgeführt und abgelegt werden. Jedes neue Behördenmitglied wird an einem Einführungsanlass in diese Grundlagen eingeführt. Damit kann ein allfälliger Know-how-Verlust minimiert werden. Aber natürlich muss jedes Behördenmitglied seinen eigenen Stil und seine eigenen Präferenzen entwickeln.
Neues Gemeindegesetz, revidiertes Volksschulgesetz – die Zürcher Gemeinden und Schulen waren in letzter Zeit nicht nur aufgrund der Pandemie stark gefordert. Haben sich die Anforderungen an politische Behördenmitglieder und die Verwaltung in den vergangenen Jahren aus Ihrer Sicht verändert?
Jürg Eberhard: Die Anforderungen haben eher zugenommen, was sich aber schwer an einem einzelnen, konkreten Punkt festmachen lässt. Die ständige, unterschwellig fortschreitende Überregulierung wie auch die Kompetenzenverschiebung weg von den Gemeinden finde ich sehr beunruhigend. Die Anfangszeit der Pandemie war ein ausserordentliches Ereignis. Der notwendige Zusatzaufwand für die Gemeinde war nur zu schaffen, weil ich beruflich nicht vollständig absorbiert war.
Andreas Hugi: Besonders aufgefallen ist mir die stark zunehmende Haltung der kantonalen Verwaltung, die Gemeinden nur noch als verlängerten Exekutiv-Arm der Kantonsverwaltung zu betrachten. Die zunehmende Verwässerung der politischen Idee der Gemeindeautonomie erfüllt mich mit Sorge, bin ich doch überzeugter Verfechter des Subsidiaritätsprinzips. Hier ist für kommunale Behördenmitglieder vermehrt Selbstbewusstsein gefragt, auf der Wahrnehmung des «kommunalen Gestaltungsspielraumes» zu beharren.
Was wünschen Sie Ihrer Nachfolgerin oder Ihrem Nachfolger?
Jürg Eberhard: Die belastenden Momente hatten immer entweder mit Personalentscheiden oder «atmosphärischen» Störungen der politischen Kultur in der Gemeinde zu tun. Von daher wünsche ich meiner Nachfolge möglichst wenige solcher Momente.
Andreas Hugi: Ich wünsche meiner Nachfolgerin oder meinem Nachfolger Spass und Bereicherung in diesem Amt, denn ich bin überzeugt: Behördenarbeit ist bereichernd und macht Spass – natürlich nicht immer, aber meistens. Und wenn man etwas mit Freude und Befriedigung macht, dann macht man es auch gut.
Jürg Eberhard (links) und Andreas Hugi. (Fotos: zVg / Thomas Baumann)